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„You see more“ – das wahrscheinlich schönste Kompliment, das ich je bekommen habe. Am schönsten Ort, zur schönsten Zeit. Ich war zu meiner Zeit als Kameramann für eine Fernsehproduktion auf Tobago, einer kleinen Insel in der Karibik und hatte einen Beitrag über einen alten Rastafari gedreht.
Generell bin ich zu dieser Zeit wegen meines Jobs extrem viel in der Welt rumgekommen. Hätte ich mit 19 gedacht, dass ich die Welt sehen würde, weil ich eine Kamera bediene? Nein, sicher nicht. Damals hatte ich mit zwei Kumpels ein Modelabel gegründet und irgendjemand musste unsere Produkte fotografieren. Der Geldbeutel entschied schnell, dass wir das wohl selbst machen müssen. Nur ein paar kleine Jahre und eine Ausbildung später drehe ich also für Fernsehproduktionen auf der ganzen Welt. Beitrag für Beitrag. Und eben auch diesen einen über den Rastafari auf Tobago.
„You see more“, sagte der alte Mann zu mir, während wir auf einem Aussichtspunkt nach Drehschluss über das Meer schauten. Wir sind, nachdem die Kameras aus waren, ins Gespräch gekommen und ich erzählte ihm von meiner Liebe zur Fotografie. Diese Liebe zur Fotografie. Der kleine Moment, das kleine Licht, dass sich bricht und ein Farbspektrum auf den Boden wirft. Eine Reflexion die das Gesicht eines geliebten Menschen perfekt anstrahlt. Ein einzelner Sonnenstrahl, der den alten Mann auf der Bank im Park inszeniert, als würde er nicht irgendwo in Köln Zeitung lesen, sondern auf einer riesigen Bühne von einem Spotlight ausgeleuchtet sein.
Ich sehe aufs Meer. Das war vielleicht das krasseste Kompliment für meine Fotos, was mir je gemacht worden ist. Drei Worte, die alles zusammenfassen was die Fotografie mir geschenkt hat. Ich mache sichtbar, was andere übersehen. Und das Tag für Tag.